Ich empfinde es als ehrlich schwierig, über sich selber zu schreiben. Was ist an mir wichtig? Was interessiert andere? Welche Wahrnehmung habe ich von mir? Habe ich etwas vorzuweisen? Wie sieht meine Spur aus, die ich möglicherweise hinterlassen habe?

Da erweisen sich die rein biografischen Daten als neudeutsches Peanut. Im Juli 1966 in Paris geboren, Sternzeichen Krebs, Aszendent Krebs, was an sich echt alles erklärt. Mein Geburtstort ist hübsch, hat mich Zeit meines Lebens aber eher genervt. Man kann nicht einmal von der Polizei angehalten werden, ohne sich einen Spruch über die Stadt der Liebe anzuhören. Super. Meine Eltern waren merkwürdig stolz darauf, während mir die Nachbarskinder „Du bist ein Ausländer!“ nachbrüllten. Auch super. Als Trost sagten meine Eltern zu mir: „Du bist das Pferd im Kuhstall.“ Vielleicht rührt daher meine Liebe zu den Pferden, aber geholfen hat mir der Vergleich damals nicht. Entsprechend war Französisch auch nie meine Sprache. Als ich in der Oberstufe des Gymnasiums Englisch als Leistungskurs wählte, bekam ich Stubenarrest. 

               Nach meinem zugegeben sehr mäßigen Abitur absolvierte ich ein Ausbildung zum Sortimentsbuchhändler in der Buchhandlung Gonski in Köln. Damals die größte Deutschlands. Ich bin immer ein leidenschaftlicher Buchhändler gewesen, fast dreißig Jahre lang. Bücher offenbaren Welten, Wissen. Beruflich verschlug es mich dann ein paar Jahre nach Bremen, ich wollte immer ans Meer oder in Irland studieren. Als mir dann der Allgäuer über die Füße lief, wurden es die Berge. Niemals hätte ich vermutet, dass ich einen Ehemann und eine Heimat im Allgäu finden würde.

               Seit mehr als zehn Jahren leben wir mit unseren Katzen, Pferden, Pony, Esel und Muli, sowie einem Schwarm Wellensittichen auf einem alten Hof im Unterallgäu in der Nähe von Memmingen. Ich schreibe mittlerweile hauptberuflich, auch wenn ich nebenbei Pferde einrenke und ausgebildete Massagetherapeutin bin und unseren Hof betreue. 

               Schreiben ist für mich lebensnotwendig. Ähnlich wie atmen. Man kann mal eine kleine Weile die Luft anhalten, doch dann wird es knapp mit der Lebenskraft. Aus dieser Notwendigkeit heraus habe ich als zehnjährige angefangen erste Abenteuer- und Tiergeschichten zu schreiben. Ich brauchte andere Welten als meine reale und ein Medium, mit dem ich reales Geschehen verarbeiten konnte. Jahrzehnte schrieb ich nur für mich, Berge von Papier. Niemand bekam etwas von mir zu lesen, kaum jemand wusste überhaupt, dass ich schreibe. Mein Zeigefinger hatte damals eine Delle, wo der Kugelschreiber drückte. Auch heute habe ich immer entweder ein Notizbuch oder mein Tablet dabei, falls der Schreibwahn einsetzt. Ich schreibe überall und zu jeder Zeit. Meine Tastaturen sind immer abgewetzt. 

               Ich werde oft gefragt, woher ich die Ideen nehme, wie man sich so viel ausdenken kann? Zugegeben, das ist nicht mein Problem, davon habe ich meistens sogar zu viel und nicht alles kann verarbeitet werden. Meine Ideen schafft das Leben, es sind große oder scheinbar unbedeutende Ereignisse, die ich irgendwo lese, sehe, höre, erlebe. Abends beim Einschlafen entstehen daraus Geschichten. Ich fantasiere vor mich hin, so wie andere Menschen Schäfchen zählen. Daraus entwickelt sich ein Gerüst von Handlungssträngen, Charaktere wachsen, gewinnen an Eigenständigkeit und sobald ich Zeit habe wird geschrieben. Oft bin ich selber total verblüfft, wohin die Story läuft.

Davon abgesehen ist Schreiben zu einem großen Teil Talent, zu einem noch größeren Teil echtes Handwerk und Disziplin. Recherche. Man lebt mit seinen Figuren.

               Mit edition sunrise habe ich meinen eigenen Verlag gegründet und an sich fehlt mir in diesem Leben nur noch ein Bestseller, denn ansonsten bin ich mit vielen erfüllten Träumen beschenkt worden und ich hoffe, dass meine Geschichten auch euch die ein oder andere gute Stunde schenken.